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Schottland 2007 |
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Der Tag begann mit einem üppigen schottischen Frühstück. Ich hatte zuerst eine Schüssel Porridge, ein warmer Haferbrei, der
mich sehr an die Griessuppen erinnert hat, die mein Opa manchmal für mich kocht. (Ja, auch heute noch.
) Als zweiten Gang gab es dann eine bunte Palette von allem: Black Pudding, ein Gericht, das ein bisschen aussieht wie
Blutwurst, aber mehr wie Hackfleisch im Teigmantel schmeckt. Kleine Würstchen, von denen mir mein Reiseführer unbedingt
abraten wollte, weil sie für Kontinentaleuropäer ungenießbar seien. Ich fand, sie schmeckten wie normale, kleine Grillwürstchen.
Außerdem Rührei, Tomate und eine Kartoffelwaffel. Alles sehr lecker und die Menge sollte für einen großen Teil des Tages
reichen.
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Nebenbei haben wir noch ein wenig mit der Dame des Hauses gequatscht, die sehr nett war. Beim Thema Runrig war sie freudig
überrascht, dass wir die Band kannten. Nur der neue Sänger... "that Canadian"... wir haben uns da lieber nicht auf eine
Diskussion eingelassen.
Nach dem Frühstück verließen wir kurz das Haus um uns einen Überblick über die Lage zu verschaffen. Der Himmel war recht
grau und an den fernen Hügeln hingen Nebelschwaden. Sah hübsch aus und wenigstens war es (noch) trocken. Hinter dem Haus
gab es eine umzäunte Wiese auf der drei Lämmer großgezogen wurden. Wie süüüüß.
Die drei kamen direkt angehoppelt als sie uns sahen. Haben sich wohl etwas zu Fressen versprochen. Immer nur Gras ist
ja auch langweilig.
Da mussten wir sie aber leider enttäuschen und nachdem sie uns ein wenig beschnüffelt hatten gingen sie auch wieder
gelangweilt davon.
Wir beluden unser Auto und machten uns auf die Reise. Heute hatten wir so ziemlich den weitesten Weg vor uns. Erstmal von Skye runter, rüber bis zum Loch Ness, hoch nach Inverness und wieder runter bis nach Aviemore. Also nichts wie los.
Auf unserem kleinen Feldweg nach Staffin kamen wir an vielen Schafen vorbei. Zu dieser Frühen Morgenstunde waren die Tiere
sehr aktiv und rannten teilweise quer über die Straße. Selbst auf der großen Hauptstraße nach Portree war bereits viel
Verkehr. Aber auch hier, nur wenig Autos, dafür um so mehr Schafe.
Man mußte wirklich aufpassen, da konnte es passieren, dass direkt hinter einer Kurve ein paar Schafe mitten auf der
Straße lagen und nur gemächlich zur Seite gingen. Es war nicht ratsam überall die erlaubten Höchstgeschwindigkeiten auch
auszuschöpfen.
Ausserdem mag ich die schottischen Schafe, irgendwie sind sie putzig.
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Am Old Man of Storr haben wir kurz gehalten um wenigstens noch ein Foto aus der Nähe zu haben. Auch heute hüllten sich die
Felsen wieder in einen geheimnisvollen Nebel, was ihnen aber sehr gut stand.
In Portree selbst haben wir noch einen ganz kurzen Fotostopp eingelegt. Zum einen hatten wir von dieser Stelle der Straße aus einen schönen Blick auf den Hafen und zum anderen fand ich diesen seltsamen Baum am Straßenrand irgendwie faszinierend, das mußte doch im Bild festgehalten werden.
Irgendwann erreichten wir die berühmte Brücke von Skye zum Festland. Früher war sie einmal Mautpflichtig, mittlerweile ist
sie zum Glück kostenlos benutzbar. Wir hatten jetzt irgend etwas spektakuläres erwartet, aber die Brücke ist zwar recht
hoch, bzw recht stark nach oben gebogen, aber eigentlich recht kurz. Mit einem "Das war schon alles?" Gefühl erreichten
wir das Festland. Da sind manche Rheinbrücken spektakulärer...
Aber egal, praktisch ist die Brücke auf jeden Fall.
Bald kamen wir zum Eilean Donan Castle. Diese kleine Burg mit ihrer dreibogigen Brücke ist wohl die bekannteste und am meisten
fotografierte Burg Schottlands. Und natürlich mussten wir hier einen kleinen Halt einlegen.
Leider begann es wieder zu regnen, also gingen wir erst einmal in das örtliche Visitor's Center um die Souveniers zu
begutachten. Als wir unsere Einkäufe erledigt hatten regnete es zwar immer noch, wir liefen trotzdem ein kleines Stück
am Ufer des Loch Duich entlang und machten ein paar Fotos. Die Burg von innen sehen wollten wir diesmal nicht, dafür
fehlte uns eigentlich auch die Zeit, also stiegen wir wieder ins Auto und fuhren weiter.
Die Straße schlängelte sich durch schöne, grüne und teils weitläufige Täler. Nicht so spektakulär wie das Glencoe, aber immer
noch sehr nett.
Außer den Bergen und der Straße gab es hier nicht viel, Häuser haben wir kaum welche gesehen. Die ganze Zeit hat es
ziemlich kräftig geregnet, weswegen wir auch an den interessanteren Stellen keinen Halt einlegten. Außerdem verschwand
ein guter Teil der Berge im Nebel. Nach ein paar Stunden bogen wir in die Uferstraße des Loch Ness ein. Erstes Ziel war
die berühmte Ruine von Urquhart Castle, aber bis zu dieser mussten wir noch ein ganzes Stück weit fahren, der Loch Ness
ist lang.
Der Parkplatz am Urquhart Castle war relativ voll. Das örtliche Visitor's Center war sehr geschickt in den Uferhang hinein gebaut. Die Straße führte fast über das Center hinweg. Der Parkplatz lag leicht versetzt zur Straße und fiel zum Eingang des Centers hin ab. Im oberen Bereich befand sich die Kasse, über eine runde Treppe erreichte man den Souveniershop eine Etage tiefer. Von dort ging es auch wieder hinaus, auf den Weg zur Burg. An der Kasse haben wir uns erstmal einen Explorer Pass aufquatschen lassen. Damit konnten wir an 3 von 5 Tagen Bauwerke und Orte, die von Historic Scotland betreut werden, zu einem verringerten Preis besuchen. Da wir neben Urquhart Castle noch genau zwei weitere Burgen auf unserer Liste hatten, die ebenfalls durch den Explorer Pass abgedeckt waren, kam uns das Angebot sehr gelegen.
Draußen schüttete es immer noch wie aus Eimern. Aus großen, sehr großen Eimern. Aber das konnte uns jetzt auch nicht mehr davon abhalten uns das berühmte Urquhart Castle anzusehen. Ein breiter Weg führte uns über eine grüne Wiese, vorbei an einer mittelalterlichen Belagerungsmaschine und dann auf die Burg zu. Über eine kleine Brücke betraten wir das Haupttor mit seinen beiden kleinen Wachstuben. Der Burghof war größtenteils mit Gras bewachsen, wobei "Burghof" hier ein recht weit reichender Begriff ist. Urquhart Castle ist schließlich eine Ruine und von den meisten Gebäuden sind nur noch sehr niedrige Grundmauern erhalten. Es ist also noch zu sehen, wo einmal Gebäude waren, aber die freien Flächen sind eigentlich schon lange Teil des Burghofs geworden. Kleine Schilder informierten die Besucher darüber, welche Gebäude oder Räume einmal wo gewesen waren.
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Der Burghof wurde durchkreuzt von neu angelegten Wegen und Treppen, die sehr gut gepflegt waren. Ein paar Mauern konnte man noch betreten. Auch ein Eckturm, ich vermute mal der ehemalige Bergfried konnte zum Teil noch erklettert werden. Lücken im alten Stein wurden mit Metallkonstruktionen ergänzt, so dass das "Klettern" ungefährlich war. Auch ein Keller unter dem Turm war noch erhalten, allerdings war dieser leer.
Direkt hinter der Burg war der Loch Ness zu sehen. Leider nur ein kleiner Teil davon, das meiste verschwand im Regen und
im Nebel. Selbst das gegenüber liegende Ufer war nur schemenhaft zu erkennen. Das verlieh dem See natürlich auch einen
geheimnisvollen Touch. Man konnte sich schon vorstellen, dass in diesem großen Gewässer irgendwo ein kleines Seeungeheuer
haust.
A propos Ungeheuer, im Souveniershop des Urquhart Castle gab es kein einziges Nessie Andenken zu kaufen, was uns doch
ein wenig gewundert hat. Warum das so war, sollte sich aber bald aufklären.
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Auf der Straße, die noch lange Zeit am Loch Ness entlang führte (dieser See ist wirklich, wirklich lang), stießen wir auf
mindestens drei verschiedene Nessie Shops. Naja, jedenfalls haben wir an drei von ihnen Halt gemacht.
Hier gab es wirklich alles zu kaufen, was man sich nur vorstellen kann. Plüschfiguren in klein, groß und riesig, T-Shirts,
Sticker, Schneekugeln, Steinfiguren in winzig für's Bücherregal und in riesig für den Garten, Tassen, Hüte, Socken und
so weiter. Ich hab mir eine Schneekugel gegönnt, mit einer großen Nessie neben der Kugel und einer Babynessie in der
Kugel. Für den vierjährigen Sohn einer Freundin hab ich eine Plüschnessie gekauft und für eine andere Freundin einen
hübschen, grauen Plüschdino. Für mich selbst wollte ich eigentlich auch noch ein T-Shirt kaufen, hab das aber beim Begutachten
der restlichen Waren irgendwie komplett vergessen.
Naja, beim nächsten Mal.
Weiter ging es Richtung Norden, der Loch Ness wurde schmaler und schließlich war rechts von uns nur noch ein breiter Fluss zu sehen. Und wir näherten uns immer mehr Inverness. Die Stadt ist relativ groß und weitläufig und wir hatten leider nur eine sehr begrenzte Karte der Innenstadt. Trotzdem fuhren wir einfach mal auf gut Glück in die Stadt hinein und suchten uns einen Parkplatz. So langsam war es später Nachmittag und die Energie vom reichhaltigen Frühstück war fast komplett aufgebraucht. Wir suchten also nach einem Restaurant und landeten ziemlich spontan in einem Steakhaus. Dort gab es relativ viele Nord- und Südamerikanisch anmutende Speisen, aber auch solche Kuriositäten wie Haggis-Pizza. Ich entschied mich für ein recht konventionelles Putenschnitzel. Nach dem Essen haben wir an einem Geldautomaten unsere Portmonees neu betankt und haben dann auch schon wieder die Stadt verlassen. Bei dem immer noch strömenden Regen hatten wir wenig Lust auf einen Stadtrundgang.
Stattdessen suchten wir lieber noch einen Ort von historischer Bedeutung auf, das alte Schlachtfeld von Culloden. Dort hat
Bonnie Prince Charlie (genau, der Mann, der als Steinstatue bei Glenfinnan herumsteht) die alles entscheidende Niederlage
gegen die Engländer einstecken müssen und ist anschließend nach Skye geflohen. Der Parkplatz am Visitor's Center war
diesmal wieder kostenpflichtig, dafür war der Eintritt frei. Am Geldautomat stand ein Grüppchen deutscher Reisender neben
uns und alberte herum. Plötzlich rief einer: "Hey, guck mal, der grinst, der versteht uns, das ist auch ein Deutscher!"
Erwischt!
Das Schlachtfeld selbst war ein Moor, das mittlerweile vom Regen schon sehr aufgeweicht war. Wir mussten uns also um
riesige Pfützen herum schlängeln und uns durch den Matsch arbeiten. Überall auf dem Moor standen Steintafeln, die die
Positionen der Regimenter vor der Schlacht markierten. In der Mitte steht ein großes, rundes Denkmal. Bis zu diesem haben
wir uns vorgearbeitet, sind dann aber wieder umgedreht. Auch wenn es hier eigentlich garnicht so viel zu sehen gibt,
ist es doch ein beeindruckender Ort, durchaus eine Reise wert. Und der Regen passte eigentlich ganz gut zu diesem Ort.
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Den restlichen Weg nach Aviemore wollten wir auf der Fernstraße A9 zurücklegen. Diese ist in weiten Teilen vierspurig ausgebaut und verfügt über eine Mittelleitplanke, sie fühlt sich also wie eine Autobahn an, auch wenn es an ein paar wenigen Stellen auch Kreuzungen oder Kreisverkehre gibt. An den meisten Stellen gibt es ganz normale Auf- und Abfahrten. Die erste davon wäre uns fast zum Verhängnis geworden. In einer kleinen Senke hatte sich auf der Straße eine kleine, harmlos aussehende Pfütze gebildet. Als wir durch die Pfütze durchfahren wollten, schwappte auf einmal eine Bugwelle über meine Motorhaube! Da gab's nur eins, runterschalten, weiter vorsichtig Gas geben und hoffen, dass der Motor im wahrsten Sinne des Wortes nicht absäuft. Ist zum Glück aber nochmal gut gegangen.
Am Abend erreichten wir Aviemore, unser Ziel für die Nacht lag aber noch ein paar Kilometer dahinter. Unsere Unterkunft befand
sich in dem kleinen Örtchen Kincraig. Die Unterkunft entpuppte sich als ein recht großes Herrenhaus in dem wir von einem
älteren britischen Gentleman freundlich begrüßt wurden. Unser Zimmer befand sich im ersten Stock und war riesig und das
größte auf unserer Tour. Allein das Schlafzimmer war so groß wir Zimmer und Bad auf Skye zusammen. Dazu kam nochmal ein
Bad, das ungefähr halb so groß wie das Zimmer und damit immer noch sehr geräumig war.
Auch die Decken waren sehr hoch. Der Nachteil dabei, das Zimmer war recht kalt und wir mussten mit einem elektrischen
Heizlüfter für Wärme sorgen. Aber an sich war es doch sehr gemütlich.
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