Schottland 2007 |
Der neue Tag begann mit wolkenverhangenem Himmel und Nieselregen. Nach einem reichhaltigen Frühstück, diesmal zusammen mit einem eher schweigsamen, spanischen Ehepaar, machten wir uns daran unser Auto wieder zu beladen. Unsere Zeit in Fort William war um, die nächste Nacht würde wir auf Skye verbringen. Aber bis dahin war es noch ein weiter Weg. Unsere Gastgeberin war noch so freundlich, uns den Fahrplan für die Fähren ab Mallaig heraus zu suchen und dann fuhren wir los.
Unser erster Halt war das Glenfinnan Monument. Es war noch recht früh am Morgen und der Parkplatz am örtlichen Visitor's Center war noch komplett leer. Hinter dem Visitor's Center führte ein kleiner Pfad den Hügel hinauf zu einem Aussichtspunkt. Obwohl der Pfad vom Regen ziemlich aufgeweicht war, machten wir uns an den Aufstieg. Der Weg war nicht besonders weit und in wenigen Minuten erreichten wir den Aussichtspunkt. In der einen Richtung hatten wir die klassische Postkartenansicht vom Loch Shiel mit dem Glenfinnan Monument davor. Trotz grauem Himmel und leichtem Regen immer noch ein wunderschöner Anblick.
In der anderen Richtung war das berühmte Glenfinnan Viadukt zu sehen, eine lange Eisenbahntrasse mit vielen geschwungenen Bögen. Wem diese Eisenbahnstrecke bekannt vorkommt, der hat vermutlich den zweiten Harry Potter gesehen, dort dampfte der Hogwarts Express über eben diese. Unter uns konnten wir den Parkplatz mit unserem Auto sehen. Mittlerweile war es nicht mehr ganz allein, einige andere Autos hatten sich dazu gesellt.
Nach ein paar Fotos machten wir uns wieder an den Abstieg zum Parkplatz. Um zum Monument zu gelangen, mussten wir die Straße queren. Die war mittlerweile, für schottische Verhältnisse, recht gut befahren, man musste also ein wenig vorsichtig sein. Durch eine grüne Wiese führte uns der Weg. Das Monument selbst war von einer kleinen Steinmauer eingekreist, hinter der ein Security Mann stand. Gegen ein kleines Eintrittsgeld hätte man den inneren Kreis betreten und das Monument hinaufsteigen können. Aber da der Blick von dort vermutlich nicht so viel anders sein würde, als von dem Aussichtspunkt von dem wir gerade kamen, sparten wir lieber unser Geld und gingen weiter ans Seeufer. Wirklich sehr schön dort, schade, dass das Wetter eher trüb war. Ein alter Baumstamm bot zudem ein reizvolles Fotomotiv. Auf dem Rückweg sprach uns der Security Mann an und machte uns auf einen Hirsch aufmerksam, der nicht weit entfernt am Waldrand im hohen Gras lag. Den hätten wir total übersehen, der war einfach zu gut getarnt. Nochmal danke an den hilfreichen und freunlichen Menschen.
Auf dem Weg zum Parkplatz haben wir natürlich noch kurz den Souvenir Shop unsicher gemacht. Der Parkplatz, der bei unserer Ankunft noch leer war, hatte sich mittlerweile gut gefüllt, es gab nur noch wenige freie Plätze. Da waren wir wohl gerade zur rechten Zeit hier.
Weiter ging es für uns über die gewundene Straße bis zum Loch Eilt. Dort nutzten wir einen kleinen Parkstreifen zu einem Fotostopp. Auch dieser See war wieder sehr schön, besonders faszinierend fand ich die grünen Hügel, die ohne nennenswertes Ufer direkt im See verschwanden.
Weiter ging es, Richtung Atlantik und die Straße wurde für eine Zeit lang einspurig. Oder sagen wir eher anderthalbspurig, zwei schmale Autos hätten an vielen Stellen knapp aneinander vorbei gepasst. Also quasi eine Single Track Road light. Zum Eingewöhnen. War zum Üben wirklich nicht schlecht. Aber diese Art Straßen sind in Schottland wirklich sehr durchdacht angelegt, man kann in den meisten Fällen den nächsten und oft sogar noch den Übernächsten Haltepunkt einsehen und sich so sehr leicht auf den Gegenverkehr einstellen und abschätzen, wo man am besten aneinander vorbei fährt.
Da wir noch recht früh am Tage war, wollten wir noch einen kleinen Abstecher zum Loch Morar wagen. Wir verließen die Hauptstraße und schlängelten uns über eine deutlich schmalere Single Track Road durch die Landschaft. Dabei kamen wir an einem hübschen, kleinen Wasserfall vorbei, aber leider gab es keine freie Haltemöglichkeit. Der See selbst machte auch einen sehr netten Eindruck, leider waren die wenigen Parkplätze rund um ein paar kleine Bootsstege schon besetzt. Weitere Haltemöglichkeiten gab es nicht und auch die Wendemöglichkeiten waren spärlich gesät. Eine davon haben wir letztendlich genutzt und sind wieder zur Hauptstraße zurück gefahren. Schade eigentlich, an diesem Loch hätte ich mich gern etwas länger aufgehalten.
Auf dem weiteren Weg nach Mallaig kreuzten wir noch ein paar Mal die Eisenbahnlinie, die auch hier über hübsche Bogenbrücken verlief. Schließlich erspähten wir links von uns eine große Wasserfläche. Diesmal war es kein See, sondern eine recht große Meeresbucht. Wir nutzten erneut einen der Parkstreifen um unser Auto abzustellen und ein wenig die Aussicht zu genießen und zu fotografieren.
Von dort war es dann auch nicht mehr weit bis nach Mallaig und nach kurzer Zeit parkten wir am Hafen. Dort erfuhren wir, dass unsere Fähre nach Skye bereits in 10 Minuten ablegen würde, wir konnten uns also sofort in die Schlange der wartenden Autos einreihen und nach wenigen Minuten auf das Schiff fahren. Das nenn ich doch mal Timing.
Die Fähre bot drei Parkstreifen für die Autos und über eine recht steile Treppe konnte man das obere Deck erreichen. Es gab einen Raum mit Sitzmöglichkeiten und großen Fenstern, in dem man sich bei schlechtem oder kaltem Wetter aufhalten konnte. Der weit größere Teil des Decks war offen. Auch dort gab es mehrere Sitzbänke und eine gute Aussicht in alle Richtungen. Da es zwar stark bewölkt war, aber nicht regnete und auch nicht wirklich kalt war, blieben wir natürlich draussen, wie die meisten anderen Passagiere auch.
Hinter uns konnten wir den Hafen von Mallaig sehen, sowie die Stadt selber, die sich über die Hügel rund um den Hafen verteilte. Zeit um die Stadt zu besichtigen hatten wir ja leider keine gehabt, aber vom Wasser aus sah sie eigentlich ganz nett aus. In der anderen Richtung war natürlich Skye am Horizont zu sehen, bei dem grauen Wetter allerdings noch etwas schemenhaft. Aber der Weg war nicht besonders weit. Richtung Backbord war ganz, ganz weit entfernt und nur als schwacher Umriss eine weitere Insel zu sehen. Von der Form her hätte es auch der Hohe Ifen sein können, der hier Urlaub machte, laut Karte war es vermutlich die Insel Eigg.
Die See war zwar bei weitem nicht Spiegelglatt, aber besonderen Seegang hatten wir auch nicht. Die Überfahrt war also recht angenehm. Nach rund 25 Minuten erreichten wir den eher kleinen Hafen von Armadale auf Skye.
Von dort ging es mit dem Auto weiter in Richtung Norden, teilweise Single Track und Anfangs noch in Kolonne mit den anderen Autos von der Fähre. Im Laufe der Zeit verteilte sich die Menge aber immer mehr und wir waren fast alleine auf dem Inselrundweg unterwegs. Wir fuhren durch mal mehr mal weniger hügelige Landschaften, vorbei an Meeresbuchten, einzelnen Häusern, kleinen Dörfern und Schafen.
An einem besonders beeindruckenden Berg hielten wir kurz an um ein paar Fotos zu schiessen. Allerdings wurden wir fast von dem kräftigen Wind weggeweht. Außerdem setzte plötzlich ein ziemlich kräftiger Regen ein und wir flüchteten zurück ins Auto.
Am Ortseingang von Portree gab es einen sehr großen und kostenlosen Parkplatz, den wir gerne in Anspruch nahmen. Der Regen kam und ging in kurzen Abständen, die kleinen Pausen reichten gerade so für einen Abstecher zum Hafen. Die Bucht von Portree ist ziemlich groß und die Einfahrt ist sehr schön von zwei Hügeln verengt. Wir sind dann aber schnell vor dem wieder einsetzenden Regen in ein Restaurant geflüchtet. Die Portionen dort waren leider etwas klein, aber durchaus lecker. Amüsiert habe ich mich über den Kaffeeautomat, den gleichen haben wir in der Firma stehen.
Nach dem Essen haben wir noch ein wenig die Geschäfte verunsichert. Besonders gefallen hat mir ein Batikladen in dem es bunte Stoffe mit keltischen Motiven gab. Die Stoffe waren zu Decken, Hosen, Shirts und vielerlei anderer Dinge verarbeitet. Ich konnte einem grünen Kissenbezug einfach nicht widerstehen. Außerdem entdeckten wir einem Souvenirladen sehr niedliche, kleine Hochlandschafe, denen ich aber (noch) widerstehen konnte. Ich habe sie aber mal auf meine gedankliche Merkliste gesetzt.
Weiter ging es auf die Trotternish Halbinsel. Dort gab es einen längeren, einspurigen Straßenabschnitt. Zum Teil war diese frisch renoviert, mit schönen, leuchtend weißen Linien am Fahrbahnrand. Zum Teil erinnerte die Straße aber auch an einen asphaltierten Feldweg. Wir bewegten uns eher gemächlich durch das unbekannte Terrain und ließen uns hin und wieder freiwillig an den Passing Places von Einheimisch überholen, die deutlich schneller unterwegs waren. Irgendwo in dieser Gegend passierten wir auch den Old Man of Storr, eine Gruppe großer Felsen, die sehr fotogen auf einem Berghang herumsteht. An diesem Tag hüllte sich der Old Man aber halb in Nebel, was ihm ein sehr mystisches Aussehen gab.
Kurz vor Staffin kamen wir am Kilt Rock vorbei, aufgrund des starken Regens fuhren wir aber erst einmal weiter. In Staffin bogen wir dann auf einen extrem schmalen aber immer noch asphaltierten Feldweg ab, der irgendwo ins nirgendwo führte. Kilometerweit schlängelte sich der Weg über Schafsweiden und weit und breit waren keine Häuser zu sehen. Nach einer langen Weile erreichten wir dann doch eine kleine Gruppe von Farmhäusern, eins davon war unsere Unterkunft für die Nacht.
Das Haus machte einen gemütlichen Eindruck und unser Zimmer war angenehm groß, genauso, wie das dazugehörige Badezimmer. Wir haben erstmal unsere Sachen reingeschleppt und uns ein wenig ausgeruht. Da das Wetter scheinbar nicht mehr besser werden wollte, haben wir uns eben unsere Regenjacken angezogen und sind mit unseren Kameras bewaffnet trotzdem noch einmal hinaus gegangen. Wir wollten ein wenig die örtliche Tierwelt bewundern. Und das hieß vor allem eins, Schafe!
Besonders knuffig war das Mutterschaf mit Lamm. Die beiden liefen uns schon wenige Meter von unserer Haustür entfernt über den Weg und trotteten eine ganze Weile vor uns her. Putzig.
Ein Stück weiter entfernt sahen wir auch endlich unsere ersten Hochlandrinder. In den Reiseführern hatten wir schon viele Bilder von diesen Tieren gesehen, aber live und in Farbe waren sie uns bisher noch nicht begegnet. Und auch in den folgenden Tagen haben wir höchstens noch aus der Ferne welche erblickt. Auf Skye hatten wir den einzigen näheren Kontakt. Hochlandrinder sehen aus, wie eine Mischung aus Rindern (Ach ne! ) und großen, zottigen, hellbraunen Teddybären. Wirklich zum knuddeln.
Etwas seltsam war allerdings die leuchtend rote Telefonzelle, die hier herumstand. Mehrere hundert Meter vom nächsten Haus entfernt mitten auf der Wiese an der schmalen Straße, die eigentlich nur ein Zubringer zu den Häusern war. Was diese Telefonzelle an dieser Stelle sollte und von wem sie benutzt wurde, blieb uns schleierhaft.
Zum Abendessen wurde uns ein Restaurant in Staffin empfohlen, also hüpften wir noch einmal in unser Auto und fuhren den langen Feldweg zurück. Das Restaurant war schnell gefunden, der Ort ist nicht besonders groß und es lag ein wenig erhöht und bot eine große Fensterfront. Wir wurden sehr freundlich bedient, hatten eine recht nette Aussicht und sehr leckeres und reichhaltiges Essen. Auch wenn es in diesem Fall Burger waren, die wir bestellt haben, war es nicht die Fastfood Variante, sondern die edle Version.
Während wir so beim Essen saßen, lies der Regen ein wenig nach und hörte sogar ganz auf. Also beschlossen wir spontan, doch noch einen Abstecher zum Kilt Rock zu machen. Der liegt ja schließlich direkt am Ortseingang. Der kleine Parkplatz dort war komplett leer. Bis zum eigentlichen Aussichtspunkt mussten wir keine fünf Meter weit laufen, was uns durchaus recht war. Der Kilt Rock View Point liegt am Rande einer spektakulären Klippe. Hier endet die Insel einfach und bis zum Meer geht es 100 Meter nach unten. Das dezente Hinweisschild auf die Lebensgefahr wäre da eigentlich nicht mehr nötig gewesen. Der kleine Wasserfall sieht fantastisch aus und ist ein sehr beliebtes Postkartenmotiv. Und wie auch bei Glenfinnan sieht hier jedes Bild nahezu gleich aus, nur das Wetter ändert sich.
Aber ich muss sagen, auch ein Blick in die andere Richtung lohnt sich. Da es schon wieder anfing zu regnen und der kräftige Wind nicht gerade warm war, machten wir uns schnell wieder auf den Heimweg, nachdem wir unsere Fotos geschossen hatten.
Am Abend erhielten wir noch einen Speiseplan, auf dem wir ankreuzen konnten, was wir alles zum Frühstück haben wollten. Bei einigen der schottischen Spezialitäten mußten wir erst einmal unseren Reiseführer konsultieren. Ich habe einfach mal fast alles angekreuzt, ich bin ja ein neugieriger Mensch. Unsere Spiegeleier haben wir "well done", also "gut durch", bestellt, eine Formulierung, die man eigentlich eher bei Fleisch benutzt, aber wir haben einfach mal gehofft, dass sie auch bei Eiern verstanden wird.
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