Schottland 2007 |
Unser B&B am Rande von Fort William war sehr gemütlich. Es war ein etwas größeres Haus, mit mehr als zehn Gästezimmern. Unseres war ein ziemlich kleines Zimmer im ersten Stock. Grade groß genug für eine Kommode, ein Doppelbett mit nur einer Bettdecke und ein Waschbecken. Mit Abstand das kleinste Zimmer auf unserer Reise (von der Fähre einmal abgesehen), aber es sollte uns reichen, wir würden ja eh nur zum Schlafen dort sein.
Ein wenig unpraktisch war das Bad, es war zwar "unseres", es gehörte fest zu unserem Zimmer und wurde nur von uns genutzt, aber es war am anderen Ende des Ganges. Und es hatte nur ein Klo und eine Dusche, das Waschbecken war ja im Zimmer.
Zum Frühstück ging es hinunter in das kleine Speisezimmer. Dort standen drei Tische bereit. Wir teilten unseren mit einem englischen Pärchen und kamen sogar ein wenig ins Gespräch, auch wenn der Mann das Talent hatte immer dann eine Frage zu stellen, wenn ich gerade einen großen Bissen genommen hatte. Aber die beiden waren sehr nett und lustig.
Am Nebentisch saßen weitere Engländer mit ein paar Kindern, die offensichtlich keine Lust zum Frühstücken hatten. Die Familie wollte wohl im Laufe des Tages die Ben Nevis Skiing Range besuchen und so lautete das Motto des Tages: "No Breakfast - No Cable Car!" Wir haben brav aufgegessen und uns überlegt, am Nachmittag ebenfalls das Ben Nevis Gebiet zu besuchen.
Beim Frühstück haben wir uns sicherheitshalber für die kontinentale Variante entschieden. War schon lustig, wie unterschiedlich die Vorstellungen in den verschiedenen B&Bs war, wie ein solches Frühstück aussehen müsste. In diesem Fall bekamen wir ein riesiges Croissant, das schon fast als kleines Blätterteigbrot durchgegangen wäre, und natürlich reichlich Toast, natürlich ordentlich in Dreiecke zerteilt. Dazu Marmelade und natürlich auch Müsli.
Nach dem Frühstück gingen wir erst einmal vor's Haus. Das B&B war, wie sehr viele andere auch, direkt an der Hauptstraße gelegen, was aber nicht so schlimm war. Auf der anderen Seite der Straße gelangte man über eine kleine Böschung hinab zum Ufer des Loch Linnhe. Ein sehr schöner See, mit den Bergen der Highlands im Hintergrund.
Der See war sehr lang gezogen und von unserem Standpunkt aus hätte man ihn auch durchaus für einen etwas breiteren Fluss halten können, wenn das Wasser nicht so ruhig gewesen wäre. Das Ufer bestand aus groben Steinen. Hinter uns konnten wir unser B&B sehen, schön eingrahmt von ein paar Bäumen sah es viel einsamer aus, als es eigentlich war.
Wir genossen ein wenig die Aussicht und freuten uns über das fantastische Wetter. Die Sonne schien, der Himmel war blau und ein paar Wölkchen sorgten für den richtigen Kontrast auf unseren Fotos.
Für diesen Tag war zunächst einmal die Rückkehr ins Glencoe geplant. Also stiegen wir in unser Auto und fuhren los. Und immer schön links bleiben.
Eine Weile ging es erstmal am Loch Linnhe entlang, vorbei an vielen kleinen und größeren B&Bs. Schließlich überquerten wir eine Brücke, die gleichzeitig die Grenze zwischen Loch Linnhe und Loch Leven markierte. Und letzterer sah im Sonnenschein so schön aus, dass wir an der nächsten Abzweigung auf einen Parkplatz abbogen und einen kleinen Stopp einlegten. Der Parkplatz war noch fast komplett leer und am Seeufer sahen wir nur eine Mutter mit ihren Kindern spielen.
Der See war wirklich sehr schön, das Wasser wunderbar blau und in der Ferne konnten wir noch die Brücke erkennen, die wir gerade überquert hatten. Rings um uns wieder die Berge der Highlands, herrlich.
Auch an diesem See gab es einen kleinen Bootssteg, an dem ein paar kleinere Boote und Yachten lagen.
Besonders angetan hat es uns ein sehr alter verrosteter Kahn, der zwar nicht mehr besonders Seetüchtig aussah, aber ein wunderbares Fotomotiv abgab. Wir liessen uns sogar einen Moment am Kai nieder und genossen die Aussicht und das Wetter, bis wir von ein paar größeren Spinnen vertrieben wurden.
Anschließend ging es weiter Richtung Glencoe. Die wunderschöne Landschaft hatten wir ja am Abend zuvor schon im Vorbeifahren bewundern können. Aber jetzt hatten wir endlich auch Zeit ein wenig anzuhalten und alles in Ruhe auf uns wirken zu lassen. Zum Glück verfügt die Straße durch das Glencoe über sehr viele Parkplätze, die das ermöglichen. Naja, Parkplätze klingt eigentlich ein wenig zu groß. Es waren mehr befestigte Seitenstreifen, die zum Parken freigegeben waren. Gerade an den etwas unübersichtlicheren Stellen waren immer kleine Harakiri Manöver notwendig um von Tempo 70 zum Stillstand zu kommen, bzw. um sich wieder in den fließenden Verkehr einzufädeln. Aber es hat immer gut geklappt.
Vom ersten Parkplatz aus führte ein Wanderweg die eine Talseite hinauf und wir konnten weiter oben einige Grüppchen laufen sehen. Auch wir gingen ein Stück den Weg hinauf um ein wenig Abstand zur Straße zu bekommen und um von einer erhöhten Stelle eine noch bessere Aussicht zu haben.
Besonders schön war das Spiel von Licht und Schatten, das die Wolken auf den weiten, grünen Hängen der Berge veranstalteten.
Weiter ging es durch das Tal. Unseren zweiten Stopp legten wir einge Kilometer weiter an einer Brücke ein. Von hier hatten wir wieder eine völlig neue Perspektive auf die umliegenden Berge.
Außerdem gab es hier einen kleinen Bach, der munter durch die Steine plätscherte und uns zu ein paar schönen Fotos inspirierte.
Unseren dritten Halt machten wir in der Nähe eines kleinen weißen Hauses. Hier wirkte die Landschaft schon deutlich moorartiger, das Rannoch Moor ließ grüßen. Leider standen auf der kleinen Zufahrtstraße zu dem einsamen Haus bereits sehr viele Autos und wir blockierten halbwegs diese Straße, also schossen wir nur schnell ein paar Fotos und fuhren dann wieder weiter.
Tiefer ins Moor wollten wir eigentlich nicht, also wendeten wir an dieser Stelle den Wagen und begannen damit die Haltebuchten auf dieser Seite der Straße abzuarbeiten.
Die erste war eigentlich schon keine Haltebucht mehr, sondern ein ausgewachsener Parkplatz. Einer von zweien, die in relativ kurzem Abstand ziemlich mittig im Glencoe liegen. Diese wurden nicht nur von vielen Autofahrern, sondern auch von einigen Reisebussen genutzt. Muss ich noch erwähnen, dass auch hier die Landschaft wieder atemberaubend schön war?
Wir ließen uns ein wenig im Gras nieder und beobachteten die Wanderer, die auf dem Weg am Boden des Tals entlang liefen. Vom anderen Parkplatz aus sahen wir eine ganze Reisegruppe los marschieren. Die machte aber wohl nur auf der anderen Seite des Tals ein Picknick, etwas entfernt von der Straße, um dann später wieder zurück zu marschieren. Naja, als Wanderung geht das noch nicht durch, aber die Leute waren vermutlich froh mal ein wenig die Beine strecken zu können.
Ein kurzes Picknick gönnten wir uns auch und dann machten wir uns auf den Weg zur nächsten Haltebucht. Diese lag in der Nähe von einem kleinen weißen Haus, hinter dem ein malerischer Wasserfall den Berg hinab plätscherte. Das Bild kannten wir schon von einem unserer Reiseführer, aber live wirkte es natürlich noch viel schöner. Zu dem Haus hin führte eine kleine, alte, rote Holzbrücke, die einen wunderbaren, farblichen Kontrast zu der grünen Umgebung bot.
Hier konnten wir auch einen ersten, besseren Blick auf ein paar schottische Schafe erhaschen. Die schicken Warnschilder am Straßenrand hatten wir ja schon öfter gesehen, aber die Tiere selbst waren bisher meist nur als weiße Pünktchen in der Ferne aufgetaucht. Aus der Nähe sahen sie wirklich sehr wollig aus. Ich mag die schottischen Schafe, diese schwarzen Köpfe und die Hörner. Das hat was. An einer kleinen Felswand kletterten auch zwei Lämmchen herum.
Der Fluss, der aus dem Wasserfall und dem kleinen See entstand unterquerte in der Nähe unserer Haltebucht die Straße und hatte hier schon eine gewisse Breite entwickelt.
Sehr amüsiert haben wir uns wieder über die Warnschilder, die mitten im Nirgendwo standen und auf den Linksverkehr hinwiesen. Naja, möglicherweise war hier irgendwo ein Campingplatz versteckt, dann hätte es noch halbwegs Sinn gemacht.
Und damit verließen wir dann leider auch schon wieder das eigentliche Glencoe. Am äußersten Rand gab es aber noch ein Visitors Center, das wir aufsuchten. Es verfügte über einen sehr großen Parkplatz, auf dem auch so einige deutsche Autos zu sehen waren. Im Center selbst gab es eine Ausstellung, die aber kostenpflichtig war, wenn ich mich recht erinnere.
Vom Center aus führte ein Holzsteg zu einer Aussichtsplattform, von der aus man ein kleines Stück ins Glencoe hinein blicken konnte. Der Blick war allerdings relativ unspektakulär. Da hatte man von den vielen kleinen Parkbuchten im Tal selbst viel schönere Perspektiven. Also, wenn man schonmal in der Gegend ist, sollte man wirklich unbedingt durch das Tal durcfahren und sich ein wenig Zeit nehmen.
Der Souvenir Shop war ziemlich groß und wir haben sehr viel Zeit dort verbracht. Es gab viele Bücher über Schottland, Kalender, Figuren, Taschen, T-Shirts, Spiele, kulinarische Spezialitäten und allerlei Krimskrams. Und ein paar Kleinigkeiten haben wir auch mitgenommen.
Mittlerweile war es früher Nachmittag und wir fuhren erst einmal zurück nach Fort William. Dort haben wir in einem kleinen Supermarkt ein wenig unsere Lebensmittelvorräte aufgefüllt, vor allem die Getränke.
Wie bereits beim Frühstück geplant, machten wir uns dann auf den Weg zur Ben Nevis Range. Kurz hinter Fort William entdeckten wir einen Wegweiser zu einem Castle, das wir spontan für den Rückweg einplanten. Aber zuerst wollten wir hinauf in die Berge.
Der Weg war zum Glück gut ausgeschildert und bald rollten wir auf den sehr großen Parkplatz am Fuß des Berges. Die Fahrkarte um einmal den Berg hinauf und wieder hinunter zu fahren war preislich völlig okay.
Bei den kleinen 4er Eiergondeln fühlte ich mich sofort heimisch. Genau die gleichen Modelle waren jahrelang in Zermatt im Einsatz. Hier waren sie allerdings mit einem zusätzlichen Gestänge versehen. Dadurch konnten an einer Gondel bis zu zwei Fahrräder eingehängt werden. Dafür befanden sich unter einer der beiden Sitzbänke große Wasserkanister als Gegengewicht.
Die Warteschlange in der Talstation war nicht besonders lang und bald gondelten wir zusammen mit einem älteren Ehepaar den Berg hinauf. Im unteren Teil schwebten wir über einen Wald. Zwischen den Bäumen war ein Weg zu erkennen, der den Berg hinab führte. Nun, eigentlich war es kein Weg, sondern die Abfahrt für die Mountainbiker, die größtenteils einfach nur aus festgefahrener Erde bestand. Teilweise waren leicht erhöhte Kurven eingebaut, an manchen Stellen auch Sprunghügel. Und was für Sprünge manche von den Fahrern gemacht haben!
Als wir uns der Bergstation näherten, endete irgendwann der Wald und machte weiten Bergwiesen Platz. Wir gingen einmal um die Station herum und amüsierten uns dabei ein wenig über den Sammelpunkt der Skischule. Zu dieser Jahreszeit dürfte man wohl lange auf Skifahrer warten.
Zu der Bergstation gehörte auch ein großes Restaurant mit einer Außenterasse. Von dieser hatten wir einen wunderschönen Blick hinab ins Tal. In der Ferne konnten wir Fort William und verschiedene Lochs erkennen. Direkt neben der Bergstation lag der Startpunkt für die verrückten Mountainbiker und wir konnten hautnah die ersten Meter und die ersten Sprünge miterleben. Irre, einen so schmalen Weg würde ich mich mit dem Rad nicht hinunter trauen und schon garnicht in dem Tempo, das die Jungs vorgelegt haben.
Da sich so langsam unsere Mägen bemerkbar machten, erkundeten wir das Restaurant auch noch von innen. Aber die Auswahl an der Selbstbedienungstheke war nicht besonders groß und sprach uns spontan nicht an. Also zogen wir weiter zum Souvenirshop um hier ein wenig Zeit und Geld loszuwerden.
Viel mehr gab es hier oben auch nicht mehr zu sehen. Man hätte jetzt weiter den Berg hinauf wandern können, denn vom Gipfel waren wir noch ein ganzes Stück entfernt, oder man hätte den Berg auch wieder hinab laufen können, aber wir zogen es vor erneut eine der kleinen Gondeln zu besteigen und bei der Fahrt ins Tal noch ein wenig die Biker zu beobachten.
Auf der Rückfahrt nach Fort William folgten wir, wie auf dem Hinweg geplant, dem Wegweiser zu Inverlochy Castle. Wir hatten keine Ahnung, was uns genau erwarten würde. Etwas abseites der Hauptstraße erreichten wir über eine schmale Brücke den Eingang der Burg, fuhren aber noch ein paar Meter weiter um auf einem relativ großen Parkplatz zu parken. Der gehörte wohl zu einem Pub, der etwas außerhalb der Stadt gelegen war.
Durch einen alten Torbogen gelangten wir auf das Gelände der Burg. Inverlochy Castle war einmal eine sehr klassische Burg mit quadratischem Grundriss und vier mächtigen Ecktürmen. Heute ist es eine Ruine, von der immerhin noch ein beachtlicher Teil der Außenmauer steht. Fast der gesamte Innenhof ist mit Gras bewachsen. Hier könnte man bestimmt schön ein Picknick veranstalten.
In die einzelnen Türme kommt man auch noch hinein, es gibt aber keine Treppen mehr. Hinter der Burg befindet sich wieder eine gemütliche Wiese mit ein paar schattigen Bäumen, direkt an einem Flusslauf. Über den Fluss führt eine Eisenbahnbrücke, die sich aber eigentlich ganz gut in die Landschaft einfügt. Auch dürfte die Zahl der Züge pro Stunde nicht besonders hoch sein, so dass sie nicht wirklich störend wirkte.
Die Burg ist vielleicht nicht die aufregendste oder schönste Schottlands, aber wenn man schon einmal in Fort William ist, schönes Wetter und ein paar Minuten Zeit hat, sollte man hier ruhig mal einen kleinen Zwischenstop einlegen.
Ach ja, den Burggeist habe ich erst zu Hause auf den Fotos entdeckt.
Am späten Nachmittag sind wir wieder nach Fort Williams zurückgekehrt. Langsam wurde es wirklich Zeit etwas gegen unseren Hunger zu tun. Unsere Vermieterin hatte uns am Abend zuvor einen Pub empfohlen, der sehr gutes Essen bieten sollte. Den wollten wir jetzt ausprobieren.
Das eigentliche Restaurant befand sich im ersten Stock und machte einen sehr gemütlichen Eindruck. Wir konnten sogar noch einen Fensterplatz ergattern. Die Bedienung war sehr nett und hilfsbereit. Ich wollte unbedingt einmal schottische Spezialitäten probieren, habe mich aber nicht so recht getraut. Sie hat mir dann freundlicherweise einen kleiner Teller Haggis zum probieren vorbei gebracht. Obwohl es etwas seltsam aussah, hat es mir sehr gut geschmeckt und ich habe eine ganze Portion bestellt.
Vermutlich gibt es in Schottland Haggis Gerichte wie Sand am Meer, aber in diesem Fall gab es Kartoffelpüree und ein ebenfalls püriertes Gemüse. Zusammen erinnerte mich das ein wenig an den Möhreneintopf meiner Mutter. Das Haggis (der Haggis?) sah dunkel und körnig aus. Ein wenig wie locker in der Pfanne angebratenes Hackfleisch. Es schmeckte auch wie eine Mischung aus Hackfleisch und Blutwurst und war sehr pikant gewürzt. Ich fand es sehr lecker. Meine Begleiterin war weniger experimentell aufgelegt und bestellte sich stattdessen eine Lasagne, die wohl ebenfalls sehr lecker war.
Nach dem Essen sind wir noch ein wenig durch Fort William spaziert. Ein wirklich schönes Städtchen, es gibt einige schöne Häuschen dort. Und die beiden Kirchen waren besonders idyllisch.
Am Abend haben wir uns in den großen Gemeinschaftsraum unseres B&B gesetzt. Die meiste Zeit hatten wir den Raum ganz für uns alleine. Wir haben uns gemütlich auf eines der großen Ledersofas gekuschelt und noch einmal die Fotos des Tages durchgesehen. Später haben wir noch ein wenig gelesen. Durch das große Panoramafenster des Raumes hatten man einen schönen Blick auf Loch Linnhe. Trotz schönstem Sonnenschein ging plötzlich ein ziemlich kräftiger Landregen nieder, was aber irgendwie schön aussah. Jedenfalls hat es die Atmosphäre im Gemeinschaftsraum nur noch gemütlicher gemacht. Und so ging ein schöner Tag zu Ende.
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