Burgentour 2003

Tag 3

Auch der dritte Tag begann wieder mit einem ausgiebigen Frühstück. Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite. Strahlend blauer Himmel und kein einziges Wölkchen in Sicht. Trotzdem entschieden wir uns doch nicht schwimmen zu gehen. Auch wenn das Wasser beheizt war, die Luft war nicht mehr sooo warm. Und im Laufe des Tages kam ein recht kräftiger Wind auf, unsere Entscheidung war also richtig. Stattdessen wollten wir lieber noch 2 bis 3 Burgen in unserer Nähe abgrasen und uns am Nachmittag endlich mal Bingen ansehen.

Burg Reichenstein

Erster Halt des Tages sollte eigentlich Burg Rheinstein sein. Die verfügt allerdings nur über einen kleinen Parkstreifen direkt an der Rheinuferstraße und der war schon komplett belegt. Also Reichenstein fuhren wir erstmal weiter und fassten Burg Sooneck als nächstes Ziel ins Auge. Eher durch Zufall landeten wir bei Burg Reichenstein, die zwischen den beiden anderen liegt.

Direkt vor dem ersten Burgtor gibt's einen kleinen aber feinen Parkplatz. Vom ersten Burgtor bis zur eigentlichen Burg sind's aber noch ein paar Meter und um auch nur in die Nähe zu kommen, muss man bereits Eintritt bezahlen. Der war eigentlich relativ ok, dafür konnte man nach Herzenslust durch die ganze Burg streunen.

Von außen ist Burg Reichenstein eine recht typische Burg, von innen präsentiert sie sich etwas ungewohnt. Zum einen sind die Räume Reichenstein sehr groß und geräumig. Zum anderen fallen die große, breite Marmortreppe und die dicken Säulen auf. Dadurch wirkt die ganze Burg etwas neuzeitlicher.

Was mich schon fast ein wenig gestört hat, waren die vielen Hörner und Geweihe. Die Besitzer der Burg waren wohl alle begeisterte Jäger und jeder freie Millimeter war mit Jagdtrophäen behangen.

Ansonsten gab's aber auch viel Interessantes zu sehen. Im Erdgeschoß standen zum Beispiel verschiedene alte Öfen herum. In den oberen Stockwerken waren mehrere Themenzimmer eingerichtet. So gab es unter anderem ein Musikzimmer, eine Bibliothek und ein Schlafzimmer. Alle Räume waren mit Kordeln abgesperrt, so dass man sie zwar anschauen, aber nicht betreten konnte. Eigentlich durchaus sinnvoll. Letztendlich kam man sogar bis aufs Dach hinauf und konnte zumindest einen der Wehrgänge beschreiten.


Burg Sooneck

Nach dem ungeplanten Zwischenstopp auf Burg Reichenstein, unternahmen wir einen neuen Anlauf Burg Sooneck zu Besuchen. Zu dieser schlängelte sich eine recht schmale Bergstraße durch einen Wald. Scheinbar wird dieser Teil des Waldes als eine Art Gehege genutzt, denn wir passierten Sooneck ein spezielles Tor, das vermutlich das Wild am Passieren hindern soll.

Der schmale Parkstreifen direkt am Hang wirkte nicht sonderlich Vertrauen erweckend, aber mit fest angezogener Handbremse sollte das Auto auch nach dem Besuch der Burg noch dort stehen. Von hier war der Weg zum 7-Burgen-Blick ausgeschildert, aber die Wanderung dorthin hätte rund 45 Minuten gedauert und der Weg lief genau entgegengesetzt zum Weg zur Burg. Das passte nicht ganz in unseren Zeitplan, außerdem waren wir zu müde für den langen Weg. Wir gingen also direkt zur Burg.

Die Burg selbst war schon von außen sehr beeindruckend. Pallas und Bergfried verschmelzen zu einem mächtigen Turm. Um den Burghof betreten zu können musste man Eintritt bezahlen und an einer Führung teilnehmen. Diese war leider äußerst langweilig, zumindest für uns. Die Burg befand sich lange Zeit im Besitzt der preußischen Königsfamilie, entsprechend war die Einrichtung Sooneck preußisch und der laaange Vortrag befasste sich fast ausschließlich mit preußischer Geschichte und preußischer Ahnenfolge. Wer sich dafür interessiert wird hier seine helle Freude haben, da wir uns aber eher für mittelalterliche Dinge begeistern, war das ganze ziemlich einschläfernd.

Für Erheiterung sorgte ein kleines Mädchen, das mit seinen Eltern und Geschwistern an der Führung teilnahm. Die kleine weigerte sich, die Filzpantinen anzuziehen, die wir alle tragen mussten, um den Boden zu schonen. Unsere Führerin hielt uns also gerade einen Vortrag darüber wie edel, wertvoll und empfindlich doch der tolle Parkettboden sei, während das kleine Mädchen mit Turnschuhen wild durch den Raum stampfte und sprang. :D

Nach der Führung durften wir uns noch beliebig lange im Burghof aufhalten. Von hier waren fast alle Wehrgänge, Türmchen und Terrassen begehbar, es gab recht viel zu entdecken. Außerdem gab's in der Sonne ein paar gemütliche Bänke mit schöner Aussicht. In einer Richtung wurde das Panorama allerdings durch einen großen Steinbruch ein wenig verunstaltet.

Fazit: Die langweiligste Führung, dafür der spannendste Burghof.


Burg Rheinstein

Auf dem Rückweg nach Bingen kamen wir erneut bei Burg Rheinstein vorbei. Diesmal hatten wir Glück, eine Parklücke war frei. Um zur Burg zu kommen, muss man einen längeren Fußweg hinauflaufen, der sich in Rheinstein Serpentinen den Berg hochwindet.

Burg Rheinstein ist das klassische Spukschloss. Dieser Eindruck wird schon frühzeitig geschürt. Bereits vor dem Eingang steht eine große Tafel, mit Informationen über die örtlichen Fledermausarten, welche in der Burg und ihrer Umgebung hausen.

Über eine kleine Brücke und durch das enge Burgtor gelangt man schließlich in den recht schmalen, dafür aber recht langen Burghof. Um den betreten zu dürfen ist natürlich wieder ein kleines Eintrittsgeld fällig.

Mit Burg Rheinstein gab es leider das gleiche Problem wie am ersten Tag mit der Marksburg, sie wurde renoviert und war deswegen leider teilweise nicht so fotogen wie sonst. Der halbe Bergfried war mit einem Gerüst verkleidet und auf einigen der Höfe und Terrassen lagen einzelne Gerüstteile herum. Aber die Burg hatte genug schöne Ecken zu bieten, die nicht verdeckt waren.

Über eine kleine Treppe gelangt man auf eine etwas tiefer gelegene Terrasse. Dort befindet sich eine schnuckelige, kleine Kapelle in einem sehr aufwendigen gotischen Stil. Sieht etwas eigenartig aus, als hätte jemand das Modell einer Kirche Rheinstein dort abgestellt. Neben der Kapelle führt eine weitere Treppe den Felsen hinab. Von dort kann man die Särge der früheren Burgbesitzer sehen, die in einer Kammer unter der Kapelle aufgebart sind.

Geht man von der Kapelle aus wieder die Treppe hinauf, landet man auf einem größeren Hof. Hier wurde ein wunderschöner Blumengarten angelegt, es grünt und blüht zu allen Seiten. Ein Teil des Hofes ist sogar überdacht, mit Efeubewachsenen Gittern. Sehr, sehr schön.

Vom Blumengarten führt wieder eine Treppe zu einer weiteren, höher gelegenen Terrasse. Von hier besteht die Möglichkeit die Burg zu betreten. Wir erkundeten aber erst weiter die Außenanlagen. So gelangte man über eine schmale Treppe auf eine der Mauern. Von hier führte eine frei schwebende, wenig Vertrauen erweckende Eisentreppe zur Spitze des äußersten Turms. Ich konnte gerade noch dem Drang widerstehen, hier hinaufzuklettern, aber meine Freundin hat es gewagt. Sie berichtete von einer Art Pranger, der dort oben installiert war. Da der Fels, auf dem die Burg erbaut ist, sehr steil ist und da der Turm an der äußersten Spitze steht, hatten die Leute, die in diesem Pranger untergebracht waren, einen wunderbaren Blick auf den Rhein, der sich viele, viele Meter direkt unter ihnen befand.

Im Innern von Burg Rheinstein sind verschiene Dinge ausgestellt. So bekommt man im Erdgeschoß Rüstungen und Waffen zu sehen, in den oberen Stockwerken sind teilweise ganze Zimmer mittelalterlich hergerichtet, Rheinstein darunter ein Schlafzimmer und eine Bibliothek. Recht auffällig sind die sehr plastisch bemalten Wände, die den Räumen einen zusätzliche Tiefe verleihen. Einzig ein Raum, der komplett in rosa gehalten war, entsprach nicht wirklich meinem Geschmack. (Und das, obwohl ich J.B.O. Fan bin...)

Zurück im Burghof ereilte uns der liebliche Duft frischer Waffeln aus dem Burgcafé und erinnerte uns daran, dass wir seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatten. Wir ließen uns also in dem Café nieder und da unser Hunger größer war, entschieden wir uns gegen die Waffeln und für eine echte Raubritterpizza! Diese entpuppte sich allerdings als Tiefkühlpfannenpizza Texas... Na ja, lecker war sie trotzdem, nur etwas teuer. Dafür war im Preis auch die fantastische Aussicht auf den Rhein und auf die Burg enthalten.

Nach dem Verlassen der Burg gab's eigentlich nur noch ein Problem, das Ausparken. Der kleine Parkstreifen liegt direkt an der Rheinuferstraße und außerdem direkt hinter einer unübersichtlichen Kurve. Da hieß es hoffen, dass die anderen Fahrer sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten und nicht mit Tempo 80 Jagd auf ausparkende Autos machen. Ist aber alles gut gegangen.


Burg Klopp & Bingen

Am späten Nachmittag machten wir uns zu Fuß auf den Weg in die Bingener City. Erstes Ziel war ein Aussichtspunkt am Rheinufer, schließlich wollten wir den berühmten Mäuseturm mal aus der Nähe sehen. War aber nix, von dem Aussichtspunkt war der Turm nur sehr klein am Horizont zu erkennen.

Danach schlenderten wir ein wenig durch die Einkaufsstraße. Bingen ist nicht die typische mittelrheinische Touristenstadt. Im Gegenteil, die Innenstadt könnte in ähnlicher Form auch zu einer Klopp mittelgroßen Stadt im Ruhrgebiet gehören. Nur die Zahl der Weinlokale ist deutlich höher. Zu dieser Zeit wurde überall Federweißer mit Zwiebelkuchen angeboten. Hätte mich gereizt, aber leider bin ich den ganzen Urlaub nicht dazu gekommen, meist, weil ich noch Auto fahren musste.

Mitten in Bingen erhebt sich ein kleiner Berg, auf dem Burg Klopp erbaut wurde. Der Berg ist sehr schön bewachsen, die ganze Burg ist praktisch von einer wunderschönen Parkanlage umgeben. Auf einer Seite befindet sich sogar ein kleiner Spielplatz. Die Burg selbst wirkt aus der Nähe mehr wie eine Ansammlung einzelner Gebäude. Da ist zum einen eine Art Herrenhaus, das mittlerweile als Rathaus genutzt wird. Am auffälligsten ist natürlich der mächtige Bergfried. In ihm ist ein Heimatmuseum untergebracht und wären wir ein paar Stündchen früher da gewesen, hätten wir es uns vielleicht sogar angesehen. Es war nämlich Tag des Denkmals und damit wäre der Eintritt frei gewesen. Schade eigentlich, dass diese Regelung nicht bei den anderen Burgen galt...

Klopp Im Burghof befand sich ein großer Brunnen, der durch ein massives Eisengitter gesichert wurde. Wir konnten nicht widerstehen und testeten den Brunnen auf seine Tiefe. Also Steinchen rein und "Einundzwanzig, zweiundzwanzig, ..." Ich weiß nicht mehr wie lange wir bis zum endgültigen "Platsch!" gezählt haben, aber es war schon recht lange. Der Brunnen scheint demnach seeeehr tief zu sein.

Am Abend wollten wir eigentlich die örtliche Cocktail Bar aufsuchen, aber leider mussten wir feststellen, dass sie genau ab heute Betriebsferien hatte. Egal, wir haben es uns mit unseren eigenen Cocktails auf unserem Zimmer gemütlich gemacht.


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