Burgentour 2003

Tag 1

Am ersten Tag stand uns natürlich erstmal der weite Weg vom Niederrhein nach Bingen bevor. Um die Zeit optimal zu nutzen, beschlossen wir den einen oder anderen Zwischenhalt im Raum Koblenz einzulegen und die Burgen in der Gegend abzugrasen. Als wir Koblenz erreichten fing es leicht zu regnen an, aber im Laufe des Tages wurde das Wetter immer besser, ab dem Mittagessen schien sogar die Sonne. :D


Feste Ehrenbreitstein

Erster Halt auf unserer Tour war die Feste Ehrenbreitstein. Vom Rheinufer fährt eine Sesselbahn zur Feste hoch, die wir jedoch nicht benutzten. Stattdessen parkten wir hinter der Feste auf einem kostenlosen Ehrenbreitstein Parkstreifen. Von dort wanderten wir einen schönen Fußweg durch den Wald zur Feste hoch.

Der Eintrittspreis war mit 60 Cent (für Studenten) sehr moderat, dafür gab's aber auch nicht sooo viel zu sehen. Aus der Ferne wirkt die Festungsanlage recht beeindruckend, aus der Nähe ist sie eher langweilig. Große leere Höfe, dicke, schmucklose Mauern und viel mehr auch nicht.

Eine Kunstausstellung konnte ohne Aufpreis besichtigt werden, die aber thematisch nix mit der Feste zu tun hatte, Ehrenbreitstein ansonsten aber ganz nett war. Eine historische Ausstellung war auch vorhanden, die aber ebenfalls nichts mit der Feste zu tun hatte und zusätzlichen Eintritt gekostet hätte, weswegen wir sie uns nicht angesehen haben.

Außerdem gab's eine kleine Ausstellung zur Festung, aber außer einer alten Kanone und ein paar Bildern war hier nicht viel zu sehen. Führungen waren (gegen Aufpreis) möglich und hätten vermutlich etwas mehr zum Innenleben der Feste offenbart, aber da die Feste weniger mittelalterlich und eher neuzeitlich ist, waren diese nicht besonders reizvoll für uns. Ehrenbreitstein Stattdessen haben wir lieber ein wenig die Aussicht genossen. Man hat einen fantastischen Blick über den Rhein, über Koblenz und über das deutsche Eck mit seiner Reiterstatue.

Weil es mittlerweile schon 13 Uhr war, beschlossen wir im Restaurant der Feste eine Mahlzeit einzunehmen. Die Preise hier waren trotz der exklusiven Lage noch erträglich, das Essen sehr reichlich und sehr lecker, kann man durchaus empfehlen.


Burg Lahneck

Als zweiter Halt stand Burg Lahneck auf dem Plan. Zu dieser kann man zum Lahneck Glück ein ganzes Stückchen den Berg rauf fahren. Hier gibt es sogar einen großen Parkplatz, was sonst eher selten und aufgrund der Lage der meisten Burgen auch nicht möglich ist. Aber diese Burg hat nur auf drei Seiten einen Abhang, auf der vierten Seite (oder eher Ecke) befindet sich eine größere Freifläche mit Campinglatz, der aber durch ein kleines Wäldchen von der Burg getrennt wird. Vom Parkplatz aus Lahneck muss man zum Glück nicht über den Platz, sondern kann eine kleine, schnuckelige Straße am Berg entlang durch den Wald gehen.

Die Burg selbst gehört zwar nicht zu den größten, dafür aber definitiv zu den hübschesten. Leider kommt man nicht einfach so in die Burg hinein, sondern muss an einer Führung teilnehmen, selbst wenn man nur den Innenhof sehen will. "Oh, nein, eine knappe Stunde gepflegte Langeweile mit Lahneck uninteressanten historischen Daten!" dachten wir zunächst. Ganz so schlimm sollte es aber zum Glück nicht kommen. ;)

Bis zur nächsten Führung war noch eine Viertelstunde Zeit, also haben wir uns ein wenig umgesehen. Das kleine Café auf der Felsspitze vor der Burg hat uns weniger gereizt, denn hier bezahlt man die Aussicht gleich mit, außerdem waren wir vom Mittagessen noch satt. Wunderschön war mal wieder der Blick auf den Rhein. Von der gegenüberliegenden Rheinseite leuchtete uns die gelb getünchte Fassade von Schloss Stolzenfels entgegen. Ein Besuch dieses Schlosses sollte aber erst am letzten Tag unserer Tour erfolgen.

Um 14 Uhr ging's endlich los, wir wurden gegen ein kleines Entgelt durch Lahneck das Burgtor eingelassen und bekamen endlich die Burg in ihrer vollen Schönheit zu Gesicht. Wir betraten zunächst einen kleinen Vorhof. Hier hatten wir ein paar Minuten Zeit uns umzusehen, dann ging's über eine Brücke und durch das Eingangstor in den eigentlichen Burghof.

Die Tour selbst war zum Glück nicht so trocken und langweilig wie befürchtet, sondern im Gegenteil sehr unterhaltsam. Unser Führer beschränkte sich auf ein paar interessante Details. So demonstrierte er den äußerst komplizierten Schließmechanismus einer alten Truhe und flocht immer wieder Sprichworte in seinen Vortrag ein und erklärte ihre Herkunft. Zu sehen gab's eine mittelalterliche Küche, ein Verließ, die Kapelle, die bei dieser Burg sehr groß ausfiel, sowie einige Räume des Pallas (Hauptgebäude). Grade in diesen Räumen trat der mittelalterliche Aspekt mitunter in den Hintergrund, dafür wurde ein bunter Mix verschiedenster Epochen gezeigt. Insgesamt sehr interessant und sehenswert. Lahneck

Nach dem Rundgang durften wir auf den Bergfried klettern, den höchsten Turm der Burg. Die Aussicht war recht nett, aber die sehr hohen Zinnen ermöglichten Lahnecknur einen eingeschränkten Ausblick durch ein paar Lücken. Den laaangen Weg hinauf und besonders hinunter über die unregelmäßige Wendeltreppe haben wir etwas unterschätzt. Beim Abstieg waren wir recht schnell unterwegs und im Burghof angekommen protestierten unsere Beinmuskeln gegen die ungewohnte Belastung. (Wer hat zu Hause schon Wendeltreppen?) Leider war dies auch der einzige Bergfried, den wir auf unserer Tour erklimmen durften.

Alles in allem ist Burg Lahneck definitiv unser Geheimtipp der Burgentour.


Marksburg

Dritter und letzter Halt am ersten Tag war die Marksburg, Sitz der deutschen Burgengesellschaft und damit wohl kein Geheimtipp mehr. Trotzdem, oder gerade deswegen sollte man diese Burg gesehen haben. Marksburg Aber schön der Reihe nach.

Schon bei der Anfahrt war zu sehen, dass die Burg gerade renoviert wird. Der komplette Bergfried war zu dieser Zeit in ein Gerüst eingekleidet, was die Burg leider nicht so fotogen machte, wie sie es normalerweise ist. Zur Burg hoch führt eine kleine schmale Straße, auf der uns zum Glück kein Auto entgegenkam. Knapp Marksburg unterhalb der Burg gibt es überraschenderweise einen sehr großen Parkplatz. Eigentlich sollte der auch Parkgebühren kosten, aber die Dame an der Einfahrt machte weder beim Rein- noch beim Rausfahren Anstalten Geld zu kassieren. Na ja, uns hat es nicht wirklich gestört. :D

Auch diese Burg kann man nur im Rahmen einer Führung betreten. Die startete mit leichter Verspätung und war zu Beginn fürchterlich langweilig. Anhand von einem halben dutzend Wappen wurden wir über die früheren und heutigen Besitzverhältnisse der Burg aufgeklärt. *gähn* Aber je länger die Führung dauerte, Marksburg desto interessanter wurde es. Die Burg ist komplett im mittelalterlichen Stil eingerichtet und es gibt viele, viele Räume zu sehen und viel zu lernen. Faszinierend an der Burg ist auch, wie der vorhandene Platz ausgenutzt wurde und im Laufe der Jahrhunderte noch mehrere zusätzliche Gebäude in den Innenhof gebaut wurden. Dadurch ist der Hof kaum noch vorhanden und die Burg sehr verwinkelt. Bei einem der Gänge durfte man nicht zu wohlgenährt sein, es bestand die Gefahr stecken zu bleiben. :D

Alles aufzuzählen, was es hier zu sehen gab, würde zu lange dauern. Wer mal in der Nähe der Marksburg ist und ein Stündchen Zeit hat, sollte sich eine Führung gönnen, eine mittelalterlichere Burg als diese gibt es wohl nicht!


Bingen

Nach diesen drei Burgen wurde es langsam Zeit die letzte Reiseetappe in Angriff zu nehmen, schließlich wollten wir nicht erst spät in der Nacht in unser Zimmer einchecken. Gegen 18 Uhr erreichten wir Bingen, wo wir ein kleines Doppelzimmer reserviert hatten, das privat vermietet wurde. Im gleichen Haus gab es auch noch ein Einzelzimmer, das aber zu der Zeit nicht belegt war. Dadurch hatten wir den dritten Stock komplett für uns. Das Zimmer war klein, aber sehr gemütlich, mit Doppelbett, einem kleinen Tisch mit zwei Stühlen, einem Schrank, einem Waschbecken und einem kleinen Fernseher mit Kabelanschluss. Das Klo war über den Flur zu erreichen und im Keller stand uns eine Dusche zur Verfügung. Alles sehr schön und für unsere Zwecke mehr als ausreichend.


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