Der zweite Tag des Festivals machte genau da weiter, wo der erste aufgehört hatte. Zumindest schonmal vom Wetter. Es war immer noch wunderbar sonnig und warm, gerade eben noch nicht zu warm und weit und breit war keine Wolke in Sicht. So muss das sein.
Die erste Band des Tages trug den etwas seltsamen Namen Eden Weint Im Grab und wir befürchteten schon das schlimmste. Wir wurden aber positiv überrascht. Zum einen lässt sich der Bandnamen mit E.W.I.G. sehr schön abkürzen und zum anderen war die Band ziemlich gut. Sie spielten sehr netten Gothic Rock, meist relativ moderat, manchmal auch ein bisschen härter. Konnte man sich auf jeden Fall sehr gut anhören. Der Sänger hätte übrigens gut in einen Anne Rice Roman gepasst, der Schlagzeuger mit seiner Eishockeymaske eher weniger. Der Rest der Bands sah ziemlich normal aus. Ich hatte ein bisschen das Gefühl, die Jungs hatten noch nicht so viel Bühnenerfahrung, sie wirkten manchmal ein wenig unsicher, haben aber insgesamt ihre Sache sehr gut gemacht.
Bei der zweiten Band wurde es etwas voller auf der Bühne. Seelenzorn brachten direkt drei Sänger mit. Einer davon knödelte ein wenig opernhaft, der Rest sang mit relativ normaler dunkler Stimme. Sehr nette Idee, der Gesang wirkte dadurch auch gleich ein wenig voller. Leider haben sie zu wenig draus gemacht, denn nur sehr selten haben sie wirklich mehrstimmig verschiedene Melodielinien verfolgt, meist sangen sie das gleiche. Die Musik blieb weiterhin rockig/metalisch. Stellenweise haben sie mich ganz, ganz, ganz vage an ASP erinnert, aber an die Klasse kamen sie dann doch nicht heran. Unterhaltsam waren sie aber trotzdem und die Musik war angenehm abwechslungsreich.
Die dritte Band war düsterer und härter. The Vision Bleak legten ordentlich los. Der Sänger hatte eine gute Bühnenpräsenz und handwerklich war die Musik sehr gut gemacht. Trotzdem wurde es nach einer Weile irgendwie langweilig. Ich kann noch nicht mal genau sagen warum, vielleicht klangen die Stücke sich einfach ein bisschen zu ähnlich. Vielleicht war es auch nicht so gut, dass die ersten drei Bands düsteren Gothicrock spielten, das war auf Dauer ein wenig eintönig.
Mit der vierten Band kam aber wieder Schwung auf die Bühne. Musikalisch wurde es symphonisch, rockig, metalisch. Krypteria wirbelten durch den Schlosshof. Also vor allem wirbelte die kleine, quirlige Sängerin. Beim ersten Lied trug sie noch ein weißes Hochzeitskleid, danach entkleidete sie sich ein wenig und hüpfte den Rest des Konzerts in schwarzen Klamotten über die Bühne. Ihre Ansagen zwischen den Liedern waren ein wenig schrill(?), aber die Lieder selbst haben mir sehr gut gefallen. Die meisten Bands setzten übrigens Keyboardeffekte ein, aber ich glaube Krypteria war die erste Band, die auch einen Keyboarder auf der Bühne hatten. Der Auftritt hat mir wirklich gut gefallen, optisch wie akustisch.
Die vorvorletzte Band des Abends war ein alter Bekannter für mich. Im letzten Jahr hatten sie mich regelrecht verfolgt (Vorband von Subway to Sally, Castle Rock, Vorband von ASP) und in diesem Jahr hatte ich sie schon im ganz kleinen Rahmen auf einem Konzert ihrer ersten Headliniertour gesehen. Ich rede hier von Mono Inc. Die Band gefällt mir wirklich sehr gut, schöner melodischer Gothic Rock mit viel Abwechslung. Selbst der Organisator des Castle Rock scheint ein großer Fan zu sein, er stand jedenfalls fast den ganzen Auftritt lang am Fenster und hat mitgefeiert. Dafür bedankten sich die Monos auch artig und stellten sich ordentlich in Reih und Glied auf und verbeugten sich vor dem König des Castle Rock.
Gespielt haben sie unter anderem "This Is The Day", "Temple Of The Torn", "Gothic Queen", "My Sick Mind TV", "Voices Of Doom", "Forgiven", "Bloodmoon", "Get Some Sleep" und "In My Heart". Beim Intro zu "If I Fail" haben der Sänger und der Bassist getrommelt und bei ihrem Schlagzeugsolo kam Katha zwischendurch auch nach vorne an den Bühnenrand und hat dort ein wenig getrommelt.
Zu "Sleeping My Day Away" kam jemand mit einer Kamera auf die Bühne und filmte ein wenig für das Mono Inc Tour TV. Dabei wurde das Publikum aufgefordert möglichst laut zu klatschen und zu singen und sogar die Letzte Instanz, die irgendwo auf der Burgmauer rumlungerte wurde aufgefordert mitzumachen. Zwischendurch gab's auch eine kleine Einlage mit der Akustikgitarre und "Passenger". Ausserdem spielten sie noch ein neues Lied, das im August erscheinen soll. Die Stimmung beim Auftritt war wirklich gut, seit dem letzten Jahr haben sich die Monos einige neue Fans erarbeitet und das spürte man deutlich.
Kurz mal etwas zum Ambiente, Schloss Broich ist natürlich immer noch eine fantastische Location für ein kleines Gothic Festival. Der schöne Burghof verbreitet einfach eine einmalige Stimmung. Das ganze war wieder gut organisiert, es gab ein paar kleine mittelalterliche Stände und einen großen Bereich mit Tischen und Bänken an denen man sich niederlassen und eine Kleinigkeit essen konnte. Die Nahrungsauswahl war gut, die Preise moderat und das Essen lecker. Also mal wieder kein Grund zu klagen.
Vorletzte Band des Abends war Diary of Dreams. So ganz haben sie nicht meinen Geschmack getroffen, ich kann garnicht mal genau sagen warum, vielleicht etwas zu viel Elektro? Aber einzelne Lieder wie "Traumtänzer" haben mir doch sehr gut gefallen. Im Burghof hatten sie sehr viele Fans und wurden ordentlich gefeiert.
Zum Abschluss kam dann noch eine meiner Lieblingsbands zum Zuge, die Letzte Instanz. Auch wenn sie mir in ihrer Weissgold Phase nicht ganz so gut gefallen haben, an diesem Abend haben sie mal wieder das Haus, verzeichung, die Burg gerockt. Unter anderem mit "Das schönste Lied der Welt", "Mein Todestag", "Kalter Glanz", "Ohne dich", "Tanz", "Maskenball", "Monument der Stille", "Und das Meer", "Mein Engel", "Flucht ins Glück", "Komm" und "Unerreicht". Bei Rapunzel haben sie wieder fröhlich vor sich hin variiert und zwischendrin "Song 2" eingebaut. Und mit "Das Stimmlein" und "Wir sind allein" hatten sie natürlich zwei wunderbare Livesongs zum mitsingen und wohlfühlen dabei.
So ging ein wunderbares Festival mit guten Bands und perfektem Wetter zu Ende. Im nächsten Jahr gerne wieder.
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