Diesmal habe ich sehr kurzfristig davon erfahren, dass eine meine Lieblingsband, nämlich Die Happy, mal wieder in der Stadt ist. Und zwar im Rahmen des Underground Festivals, das, wie der Name schon sagt, in der Live Music Hall stattfinden sollte. Also hab ich mir eine knappe Woche vorher noch schnell eine Karte für den Sonntag besorgt. Der Samstag, mit den H-Blockx hätte mich zwar auch interessiert, aber da war ich leider schon verplant. Also nur eine Karte für Sonntag.
Gegen 15:30 Uhr suchte ich mir einen Parkplatz in der Nähe der Halle. Es war noch erstaunlich leer und ich konnte problemlos auf dem erstbesten Seitenstreifen parken. Eine Warteschlange vor der Halle gab es nicht und so konnte ich direkt in den Innenhof durchgehen. Hier hatten sich schon einige Leute gemütlich im Biergarten niedergelassen. Besonders voll war es aber noch nicht.
Um mir einen kleinen Überblick zu verschaffen, ging ich erstmal in die Halle hinein. Hier war es fast noch leerer als draußen. Nur in der ersten Reihe, direkt an der Bühne hatten sich schon ein paar Leute platziert.
Auf der Bühne stand schon alles bereit für die erste Band. Und in der linken Ecke stand ein dezent blau leuchtendes Schild, das schlicht "Rockpalast" zu mir sagte. Ja, richtig, dies sollte wohl kein normales Konzert werden, sondern für den WDR aufgezeichnet werden. Das erklärte dann auch den recht breiten Graben zwischen Bühne und Publikum in dem drei große Fernsehkameras standen. Und auch hinten, beim Mischpult, stand eine weitere Kamera. Später sollten auch noch ein paar Leute mit Handkameras auf der Bühne herumwuseln. Gut zu wissen, dass ich das Konzert später auch noch einmal im Fernsehen aufarbeiten können würde.
Aber auch etwas blöd, dass diese Kameras dauernd im Weg rumstanden. Ich hatte nämlich zum ersten Mal meine kleine Kompaktkamera dabei und wollte versuchen ein paar Fotos von den Bands zu schießen und es war garnicht mal so leicht an den großen Kameras vorbei zu knipsen. Hat aber am Ende doch recht gut funktioniert.
Ziemlich genau um 16 Uhr betrat ein freundlicher junger Mann die Bühne, der uns sogleich begrüßte und auch versuchte noch ein paar Leute vom Biergarten in die Halle zu locken. Außerdem kündigte er uns die erste Band an. Dabei handelte es sich um iO, die dem einen oder anderen vielleicht vertraut vorkam. Vereinfacht gesagt, sind es die Guano Apes mit neuer Sängerin, äh, mit neuem Sänger. Und natürlich neuen Songs. Wer auf den einen oder anderen alten Gassenhauer gehofft hatte, wurde enttäuscht.
Andererseits hatten es iO auch garnicht nötig, irgendwelche alten Sachen aufzuwärmen, denn auch die neuen Songs waren ziemlich klasse. Die Musik war gewohnt guter, harter Alternative Rock und der "neue" hat eine wirklich gute Stimme. Schön kräftig und ausdrucksstark. Ausserdem scheint er ein netter Kerl zu sein.
Die Musik hat mir wirklich gut gefallen und ich schien nicht der einzige zu sein, denn so langsam füllte sich die Halle. Leider scheint es noch keine CDs von ihnen zu geben, sonst hätte ich vielleicht sogar zugeschlagen. Und der Name ist leider für die Internetrecherche völlig ungeeignet. *seufz* Aber zum Glück sind sie von der Homepage der Vorgängerband verlinkt.
Nach rund einer Dreiviertelstunde war's dann aber leider auch schon wieder vorbei und die erste Umbaupause begann. Ich gönnte mir erst einmal ein Getränk und begab mich an die frische Luft. Das Wetter war immer noch okay, so weit hätte man das Festival auch problemlos, wie ja auch ursrprünglich geplant, im Freien stattfinden lassen können.
Die zweite Band des Tages nannte sich Erdmöbel und spielte... ja, was eigentlich? Ein bekanntes Internet Nachschlagewerk bezeichnet es als Easy Listening Pop mit 60er Jahre Einflüssen. Könnte hinkommen. Auf jeden Fall sind die Jungs ziemlich schräg. In Anzug und Krawatte stellten sie sich auf die Bühne und präsentierten uns eine ganze Reihe ehemaliger Nummer Eins Hits. Die Musik mit Klavier, Schlagzeug, Bass, Gitarre und Posaune (!) war wirklich sehr entspannt und zunächst auch einmal ungewohnt.
Bei den Hits handelte es sich um echte Charterfolge internatonaler Künstler, die dem eigenen Stil angepasst und eingedeutscht wurden. Dabei wurden die Texte nicht mit der Brechstange übersetzt, wie zum Beispiel bei den Deutschmachern, sondern eher sinngemäß übertragen.
Los ging es mit "Was geht, Muschikatz?". Als zweites folgte ein Lied von der Band Das Nichts, das dem Publikum schon deutlich bekannter vorkam. In der Erdmöbel Version hieß es "Riecht wie Teen Spirit". Es folgten "Einer wie wir" (One of us) und "Aus meinem Kopf" (Can't get you out of my head).
"Fahler als nur fahl" kam dem Original schon sehr nahe, wenn man mal von der Posaune absieht. "Das klingt sehr schön Jimmy, was bedeutet es?" - "Ich habe keine Ahnung." (Kleines Filmzitat von mir für die Insider....)
Auch "Der Weg nach Mandalay" war dem Original sehr nahe. Ich möchte nicht wissen, wie lange die Jungs daran gearbeitet haben, den sehr komplizierten Text von "Auf und ab" ins Deutsche zu übertragen. Bei "Das Modell" war das schon einfacher, schließlich ist das Lied auch in der Urversion schon deutsch.
Zum Ende hin haben sie auch noch ein paar eigene Sachen gespielt, darunter "In den Schuhen von Audrey Hepburn" und "Dreierbahn", bei dem das Publikum ein Wort mitsingen sollte. Nach wildem Raten konnten wir uns auf "Jippie!" einigen.
Mittlerweile hatte sich die Halle noch etwas mehr gefüllt und das Publikum verlangte lautstark eine Zugabe und bekam sie auch in Form von "Nah bei dir" (Close to you). Ich muss sagen, ich fand die Band anfangs ausgesprochen seltsam und es hat eine ganze Weile gedauert, bis der Funke übergesprungen ist, aber ab dem dritten oder vierten Lied hat mir das Konzert richtig Spaß gemacht. Keine Band von der ich mir unbedingt eine CD kaufen würde, aber auf einem Festival eine gute und unterhaltsame Abwechslung.
Auch in dieser Umbaupause ging ich wieder nach draußen um ein wenig frische Luft zu atmen. Mittlerweile hatte es angefangen, leicht zu regnen, vielleicht war es doch keine so schlechte Idee, das Konzert in einer Halle zu veranstalten...
Die nächste Band war für mich die eigentliche Hauptband des Tages und der Grund, warum ich dort war: Die Happy! Aber zuvor spendete uns Mr. Rockpalast, Peter Rüchel, ein paar warme Worte. So konnte ich erfahren, dass es sich um eine Rockpalast Bootleg Veranstaltung handelte. Diese wurde vor 10 Jahren ins Leben gerufen und sollte ein Gegenpol sein, zu den riesigen Festivals.
Statt auf riesigen Feldern vor hunderttausenden von Leuten zu spielen, sollten kleine Clubkonzerte veranstaltet werden, bei denen sich Bands und Publikum wieder näher sind und bei denen auch unbekanntere Bands eine Chance haben. Eine sehr schöne Sache, wie ich finde, ich mag die kleineren, kuscheligen Konzerte eigentlich auch viel lieber.
Und dann ertönte auch schon das Intro für Die Happy. Als erstes gab es "Big big trouble" und es folgten "Wanna be your girl", "None of your business", "Cherry girl", "Love to hate you", "I am", "Not that kind of girl", "Big boy" und "The ordinary song" Ungefähr zur Mitte des Konzerts folgte auf "Hello" bereits "Goodbye", das sonst gerne auch am Ende gespielt wird.
Das Konzert hat wieder richtig Laune gemacht, Die Happy sind einfach eine der besten Live Bands. Sie bringen so eine Stimmung rüber, sie haben so eine Energie auf der Bühne, die einen einfach mitreißt. Es macht einfach Spaß, mit ihnen zu feiern. Marta tanzte über die Bühne, dass es eine Freude war und auch die Jungs waren wieder in guter Spiellaune.
Die üblichen Spielereien mit dem Publikum haben sie diesmal allerdings auf ein Minimum gekürzt, scheinbar wollten sie in der wenigen Zeit, die ihnen bei diesem Festival zur Verfügung stand, möglichst viele Lieder unterbringen. Gut so!
Zum Abschluss gab es nochmal ein unbekannteres (ich hab sicherheitshalber schonmal meine Kamera wieder sicher in der Hosentasche verstaut), nämlich "Supersonic speed". *hüpf* Am Ende des Liedes gab es noch eine kleine Vorstellung der Band und der Crew. Ja, so gehört sich das. Und schließlich verfiel die Band noch in "God gave rock'n'roll to you" um sich dann mit einer gemeinsamen Verbeugung von ihrem Publikum zu verabschieden.
Hach, herrlich, ich liebe diese Band!
Nach der letzten Umbaupause kam dann die letzte Band des Abends. Für viele die Hauptband, die Halle war jetzt wirklich randvoll, für mich "nur" eine "Nachband". Zum zehnjährigen Jubiläum feierten auch Freundeskreis ihr zehnjähriges Bandjubiläum.
Ich muss gestehe, Hiphop ist nicht so wirklich meine Musik. Aber ich bin ja für alles offen und ich muss wirklich anerkennen, dass dort sehr kompetente Musiker auf der Bühne standen. Und auch sie haben auf ihre eigene Art eine sehr gute Stimmung verbreitet. Alles war sehr relaxed, sehr freundschaftlich, sehr schön.
Unter den ersten vier Liedern waren dann auch gleich zwei, die ich kannte, nämlich "Esperanto" und "A.N.N.A.". Aber weil, wie gesagt, Hiphop nicht so wirklich meine Musik ist und "meine" Hauptband schon gespielt hatte, habe ich mich dann langsam und leise zurückgezogen und auf den Heimweg gemacht. Fast schon etwas schade, denn ich sehe gerade, dass sie zum Finale "Halt Dich an Deiner Liebe fest" gespielt haben. Das hätte ich dann doch noch gern gehört. Aber vielleicht kann ich es ja im Fernsehen noch nachholen.
Was bleibt zu sagen? Ein wunderbares Festival mit vier recht unterschiedlichen Bands, die aber alle auf ihre Art für sehr gute Stimmung gesorgt haben. Gut, dass ich so kurzfristig noch eine Karte bekommen habe.
Ach ja, und die Fotos sind auch ganz gut geworden, gell?