Vor einer Woche waren wir noch selbst in Schottland und an diesem Freitag kam ein kleines bisschen Schottland zu uns. Die Wettervorhersage war ja leider nicht so prickelnd, aber wir hofften einfach mal das beste. Auf dem weiten Weg nach Gelsenkirchen haben wir jede Wolke argwöhnisch beäugt, aber abgesehen von ein paar kleinen Schauern sah es eigentlich ganz gut aus.
Der Weg von der Autobahn zum Parkplatz war zum Glück sehr gut ausgeschildert und nachdem wie eine nicht ganz so kleine Gebühr bezahlt hatten, durften wir unser Auto auch abstellen. Noch ein kleiner Snack und dann ging es weiter zum Amphitheater, bzw. zur Warteschlange davor. Es war zirka 18:30 Uhr und die Schlange war zum Glück auch schon ein bisschen in Bewegung. Wir mußten uns also nicht mehr die Beine in den Bauch stehen, sondern konnten uns langsam aber stetig auf den Eingang zubewegen. Am Rand der Warteschlange liefen Leute mit großen Brezelkörben und Leute mit Bierfässern auf dem Rücken herum und versorgten die Massen. Die gleichen Leute waren auch später auf dem Konzertgelände aktiv.
Alles ging recht schnell, noch vor 19 Uhr waren wir drin. Das Amphitheater ist sehr schön angelegt und besteht im wesentlichen aus großen Steinstufen in regelmäßigen Abständen unterbrochen von normalen Treppen. Auf den Stufen saßen bereits einige Leute herum und auch vor der Bühne hatte sich schon eine kleine Gruppe versammelt. Aber es war noch lange nicht so voll, wie die Warteschlange uns hatte befürchten lassen. Wir sind also direkt bis nach unten gegangen und haben uns in der 6. oder 7. Reihe vor der Bühne platziert. Die Aussicht von hier sollte wohl gut genug sein. Zur Überbrückung der Wartezeit gönnten wir uns noch ein Getränk von einem der vielen Verkaufsstände am oberen Rand des Amphitheaters.
Die Bühne selbst war relativ groß und von einem zeltartigen Dach überspannt, das fest installiert war. Dieses Dach war praktischerweise so groß, dass es locker auch die ersten 10 oder 15 Reihen des Publikums abdeckte. Während der Wartezeit legte nämlich ein richtiger Platzregen los, bei dem auch unsere Regenjacken nicht mehr viel hätten ausrichten können. Aber dank des Daches sind wir trocken geblieben. Ein Blick nach hinten zeigte uns ein Meer von Regenschirmen. Zum Glück hielt der Regen aber nur eine Viertelstunde lang an, für den Rest des Abends blieb es trocken.
Als Vorband waren diesmal The Storys dabei. Die hatten es scheinbar ein wenig eilig auf die Bühne zu kommen und haben bereits um fünf vor acht losgelegt. Die Truppe kam aus Wales und spielte sehr angenehm entspannten, ruhigen Rock mit Country und Blues Einflüssen. Irgendwo hab ich mal einen Vergleich zu Fleetwood Mac gelesen und das passt eigentlich ganz gut. Die f�nf Herren und die eine Dame waren sehr gute Musiker und sangen oftmals mehrstimmig, was dem ganzen einen sehr vollen und weichen Klang gab. Auf Dauer war es mir fast zu ruhig, aber genau im richtigen Moment haben sie auch noch ein paar schnellere Lieder ausgepackt.
Besonders knuffig war der Mann am Bass mit seinen wilden Locken und den Grimassen, die er schnitt hat er mich ein bisschen an einen Muppet erinnert. Der Mann hatte sichtlich Spaß auf der Bühne und auch die restlichen Musiker kamen alle sehr sympathisch rüber. Der Gitarrist war sogar ein kleiner Poser. Den Mann am Keyboard hätte ich fast übersehen, er wurde genau vom Sänger überdeckt. Die Dame an der Gitarre und Mandoline rundete die Band stimmlich und optisch sehr schön ab. Alles in allem eine sehr gute Vorband, die stilistisch auch noch sehr gut zu Runrig passte. Nach rund einer halben Stunde ließen sie das Publikum wieder allein und wir durften noch eine Umbaupause lang auf die Hauptband des Abends warten.
Runrig hatten in diesem Jahr ihr Set ein wenig umgestellt, so entfiel das übliche Intro und das erste Lied war ein anderes. Dieses Mal wurden wir mit "Atoms" begrüßt und direkt danach auf einen "Road Trip" mitgenommen. Auf der Videowand gab es wieder Bilder von schottischen Strassen zu sehen, diesmal aber andere als noch im Jahr zuvor. Wo genau die Aufnahmen gemacht wurden, konnten wir aber wieder nicht herausfinden. Die wenigen Ortsschilder sind einfach zu schnell an der Kamera vorbei geflitzt.
Mit "Beat The Drum" folgte ein Partyklassiker. "And The Accordions Played" war neu im Set, ist auch ein wirklich schönes Lied, hat aber live irgendwie nur bedingt funktioniert. Es war leider ein bisschen langweilig... Es folgten "This Day", "The Ocean Road", "Sona" und "The Engine Room".
Bei "In Search Of Angels" durfte Brian an's Mikrofon, was meiner Meinung nach sehr gut funktioniert hat, seine Stimme passt sehr schön zu diesem ruhigen Lied. Und wo wir gerade schon einmal in der akustischen Ecke waren, blieben wir mit "Every River" auch gleich dort. Das Lied ging am Ende überraschenderweise in eine Unplugged Version von "Year Of The Flood" über. (Moment mal, den Text kenn ich doch....) Aber damit nicht genug, am Ende wurden die Trommeln immer lauter und dominanter und aus "Year Of The Flood" wurde "A Reiteach". Eine wirklich sehr gelungene Dreierkombination.
Es folgten "Travellers" und "In Scandinavia". Bei "Proterra" kamen uns die Inseln auf der Leinwand sehr bekannt vor und bei "Clash Of The Ash" gab's die schöne verkürzte Schreibweise " CL ASH " zu sehen. Mit "Skye" und natürlich "Hearts Of Olden Glory" endete der Hauptteil des Konzerts.
Die Zugabe begann mit dem üblichen Schottland Werbefilm "On The Edge". Außerdem dürfen bei einem Konzert natürlich "Protect And Survive" und "Loch Lomond" nicht fehlen. Als allerletzte Zugabe und Rausschmeißer durften wir natürlich noch "Book Of Golden Stories" genießen.
Auf dem Weg zum Parkplatz haben wir uns noch zwei T-Shirts gegönnt. Die waren zwar nicht ganz billig, aber wenn es schon "Road Trip" Shirts gibt und wir unseren 2007er Urlaub unter diesem Motto gesehen haben, naja, da mussten wir einfach zuschlagen.
Die Abreise vom Parkplatz ging erstaunlich schnell, von der zweispurigen Straße war extra eine komplette Spur als Ausfahrtspur abgesperrt worden, was super funktioniert hat, wir waren sehr schnell wieder auf der Autobahn und auf dem Weg in die Heimat.
Mit dem Wetter hatten wir wirklich Glück, abgesehen von dem heftigen Schauer vor dem Konzert ist es trocken geblieben. Die Location war sehr schön, in dem Amphitheater dürfte man auch aus den hinteren Reihen eine gute Sicht gehabt haben. Viel grüne Natur drumherum sorgte für die richtige Atmosphäre. Hinter der Bühne führte eine Wasserstraße entlang, lustig waren die Leute, die es sich am gegenüber liegenden Ufer bequem machten um dem Konzert kostenlos zu lauschen. Wenn ich da in der Nähe wohnen würde, würde ich das bei manchen Bands, die ich nicht unbedingt sehen muss, wohl auch so machen. Die Vorband war sehr gut, die Hauptband sowieso und das Publikum war absolut super drauf. Deutlich bessere Stimmung als im Kölner Palladium. Vielleicht ist Runrig aber auch einfach eine Open Air Band, das passt auch am besten zur Musik.